Natur-Vandalismus

Eggrank – zwischen Andelfingen und Flaach

Von den Sommerferien 2014 bis Frühling 2015 täglich das gleiche Bild: Schaufelnde Ungetüme, Tonnen von Sand und Kies bewegend – mit welchem Ziel, wurde niemandem klar.

Das Projekt heisst «Renaturierung der Thur». Ursprünglich wurde angekündigt, dafür würden die alten Dämme, welche die Thur zu schnurgeradem Verlauf zwangen, an einigen Stellen aufgerissen. Auf dass das Wasser die alten Thurläufe wieder fände. Man überlasse das Geschehen dann sich selbst. In einigen Jahren hätte die Natur das Auenwald-Gebiet beidseits des Flusses zurückerobert.

Doch staatliche Natur-Funktionäre überlassen die Natur niemals der Natur. Zuerst wurde eine riesigflächige Wald-Niederlegung angeordnet. Der Eingriff bot ein Bild, als hätte ein Flächenbombardement stattgefunden. Würde ein Privater je derart in seinem Privatwald wüten, er hätte nicht bloss mit existenzzerstörender Busse zu rechnen. Er käme – tausendfachen Fauna- und Flora-Mordes bezichtigt – wohl hinter Gitter. Aber für Natur-Funktionäre gelten offensichtlich andere Gesetze.

Also kamen die Bagger, errichteten einmal eine Schwelle quer über den Fluss – rissen diese drei Wochen später allerdings wieder ein. Häuften dafür inmitten des Flusses eine Insel auf, die zwei Wochen später wieder abgetragen wurde. Man wähnte Sisyphus an der Arbeit: Kies und Sand wurde auf der zuvor abgeholzten Fläche im Flussknie buchstäblich Dutzende Male hin- und hergeschaufelt, aufgehäuft, wieder eingeebnet, an anderer Stelle aufgehäuft, erneut eingeebnet, mal auf höherem, wenig später wieder auf tieferem Niveau. Das Baggern nahm kein Ende. Während Monaten.

Ging im Toggenburg ein Spätsommer- oder Herbstgewitter nieder, führte die Thur Stunden später Hochwasser – und danach war alles wieder anders, das Aufgehäufte weggeschwemmt.

Was die Natur-Funktionäre dazu bewog, alsbald den nächsten Bagger-Grosseinsatz zu inszenieren. Dreiviertel Jahre lang – mit den etwa teuersten Maschinen, die überhaupt aufzutreiben waren. Alles angeblich im Dienste der Natur.

Man habe, beteuerten Bagger-Befehlshaber von ihren Schreibtischen im fernen Zürich aus, schon nach Einsparmöglichkeiten gesucht. Leider vergeblich. Ganz so, als wäre die Natur seit Jahrzehnten auf nicht enden wollende Bagger-Grosseinsätze versessen gewesen …

56 Millionen Franken soll dieser angeblich der Natur dienende Spass gekostet haben. Allein für den untersten Thur-Abschnitt auf Gemeindegebiet Flaach.

Man habe, meinen die Begleit-Funktionäre, damit schliesslich der Natur gedient. Als hätten sie diesen Grosseinsatz völlig selbstlos inszeniert – ohne Salär.

Dann belasst sie doch im salärfreien Zustand. Der Natur wäre am meisten gedient!

us

Dr. Ulrich Schlüer - info@schluer.ch